Xiaomi Redmi Note 10 Pro – 300 Euro Smartphone King?

Veröffentlicht von

In meinem Umfeld sehen Smartphone-Anfragen meist aus wie folgt: Wenig bis gar nichts kosten, aber trotzdem alles können. Die wollmilchlegenede Eiersau, zum Preis von 2 Leberkäs-Semmeln. Eine meiner derzeitigen Top-Empfehlungen habe ich mir vor kurzem besorgt um folgende Frage zu beantworten: Wieviel Smartphone bekomme ich für 300 Euro? – Das Redmi Note 10 Pro von Xiaomi!

120 Hz Display, 108 Megapixel Kamera, ein großer Akku und noch einiges mehr verspricht Xiaomi, und das alles in einer Preisklasse die derzeit heiß umkämpft ist – sub 300 Euro Geräte sind gefragt wie nie, da der Abstand zu High-End Geräten immer schmaler zu werden scheint. Doch wieviel bekommt man wirklich für sein Geld? Mein Vergleichspunkt ist mein Samsung Galaxy S21, mein Smartphone dass ich seit meiner Rückkehr zu Android täglich verwende. Vorweg: Das wird hier kein seitenlanger Bericht, ich möchte mich eher auf die Knackpunkte konzentrieren, wo Xiaomi punkten kann – oder eben auch nicht. Wo also liegen nun die Unterschiede?

Display

Hier möchte ich ausdrücklich festhalten, das wird meckern auf hohem Niveau. Sowohl Xiaomi als auch Samsung verbauen ein sehr gutes AMOLED Display mit der selben Full HD+ Auflösung und bis zu 120 Hz Bildwiederholrate. Beiden sehen toll aus, bieten HDR Support für Netflix etc. Das Samsung wird minimal heller, und sieht für mich einen Tick besser aus, für den Alltagsgebrauch ist das Xiaomi aber top in Ordnung. Der Größenunterschied könnte aber für manche doch ein Knackpunkt sein, das Xiaomi ist mit 6,7″ Displaygröße hart an der Grenze des Verwendbaren. Für Medienkonsum top, an einhändige Bedienung ist hier aber nicht mehr zu denken. Auch muss Xiaomi an der Berührungserkennung nachbessern – beim Auflegen nach Telefonaten fand ich mich immer wieder in diversen Untermenüs oder Apps wieder in die meine Wange navigiert hat.

Akku

Auch beim Akku scheut Xiaomi hier keine Mühen. Satte 5020 mAh sind im Note 10 Pro implantiert, und das macht sich im täglichen Gebrauch trotz großem Display bemerkbar. Natürlich verwendet jeder sein Gerät anders, aber bei mir standen am Ende des Tages immer noch gute 40-50% Akku am Display, ein Wert den ich mit Samsung nur selten erreiche. Hier gibt es allerdings nicht nur Grund zur Freude: Xiaomi setzt mit der MIUI-Version von Android gewaltig die Daumenschrauben an. Apps wird der Neustart im Hintergrund verboten, der MIUI Energiesparmodus ist ab Werk aktiviert. Dieser Modus wird „Apps selektiv behandeln“, er entscheidet also welche App wichtig genug ist um laufen zu dürfen. Dies hat bei mir teils zu unangenehmen Nebenerscheinungen geführt, wie zB Benachrichtigungen die erst Stunden später angezeigt wurden weil die Gmail App im Tiefschlaf war. Beides kann über die App-Einstellungen geregelt und entschärft werden.

Größenbedingt fällt der Akku bei Samsung mit 4.000 mAh kleiner aus, dafür fehlt Xiaomi, für diesen Preispunkt üblich, aber kabelloses Aufladen. Geladen wird mit dem beigelegten Ladegerät mit 33W (0-50% in ca. 30 Minuten), Samsung mit 25W, ein Ladegerät dafür muss man aber selbst kaufen.

Kamera

Vorweg: Über die Kamera wird es noch einen eigenen Post geben, mit Vergleichen und noch etwas mehr Eindrücken. Trotzdem möchte ich auch hier gerne die Kamera(s) ansprechen, da sie meiner Meinung nach doch Beachtung verdient. Xiaomi verbaut gleich 4 Module auf der Rückseite: Den prominent platzierten108 MP Hauptsensor, eine 8 MP Ultraweit Kamera, sowie eine 5 MP Makro Kamera und eine 2 MP Tiefen-Kamera die für bessere Portraits sorgen soll. Über die Sinnhaftigkeit der beiden Letztgenannten darf diskutiert werden – das Marketing-Material sieht mit „Quad Kamera“ natürlich imposanter aus.

Durchaus überraschen konnte mich aber die 108 MP Hauptkamera. Farblich vom Rest abgehoben und mit „Ultra Premium“ markiert, ist sie ganz klar der Stolz von Xiaomi im verbauten Ensemble, und das mit gutem Grund. Geknipste Aufnahmen zeigen im Standard 12 Megapixel Modus dank Pixel Binning viele Details, gute Kontrastwerte und gute, wenn auch etwas übetriebene, Farben wie teilweise auch Samsung das gerne macht. Die verbaute 5 MP Makro-Kamera bietet zwar eine relativ geringe Auflösung, macht aber dank der teils extremen Aufnahmen wirklich eine Menge Spaß.

Ganz ohne Kritik geht es leider nicht: Wird das Licht weniger, macht sich der Preis dann doch bemerkbar. Fotos ohne Nachtmodus werden relativ schnell sehr weich gezeichnet, der eingebaute Nachtmodus ist für den Preis okay und hilft zumindest teilweise mit Details und weniger Rauschen. Videos können bis zu 4k Auflösung mit 30 Frames gefilmt werden, und sind für den Preis vollkommen in Ordnung. Auf eine optische Bildstabilisierung wurde verzichtet, was hier als notwendiges Übel wohl dem Preis geschuldet ist. Trotz allem muss gesagt werden: Xiaomi verbaut im Redmi Note 10 Pro eine durchaus feine Kamera, die sich bei normalen Lichtverhältnissen nicht mal ansatzweise vor meinem Galaxy S21 verstecken muss – Hut ab! Mehr dazu in den nächsten Tagen.

Software

Die Software ist für viele User ein Knackpunkt, hier spalten sich schnell die Lager: Die einen schwören auf pures Android wie auf dem Google Pixel, andere bevorzugen mittlerweile Samsung’s OneUI. Auch Xiaomi hat eine eigene Version namens MIUI am Start und hier scheiden sich schnell die Geister. Zugegeben, in MIUI kann jedes Detail eingestellt bzw. nach Wunsch angepasst werden. Es gibt zB Möglichkeiten die Benachrichtigungen und Schnelleinstellungen via Swipes von oben zu trennen, wie auch schon im iPhone gesehen. Es gibt einen kompletten Dark Mode, ein Always-On Display mit vielen Features (leider nur per Antippen zu aktivieren), Möglichkeiten für 2 Apps im Split-Screen Modus oder Apps auch als „Floating Window“ darzustellen. Erfreulicherweise sind auch die Google Play Dienste vorinstalliert.

Das System ist zwar sehr flexibel und bietet vermutlich mehr Features als man wahrscheinlich brauchen wird, aber gerade deshalb wirkt das System teilweise überladen. Manche Features sind nach einem kurzen Ausprobieren oft schon wieder vergessen, ein Anpassen von MIUI nach den eigenen Wünschen kann durchaus einiges an Zeit benötigen. Typisch für Xiaomi sind auch einige Apps, unter anderem auch 6 Spiele, vorinstalliert, welche glücklicherweise alle gelöscht werden können.

Und sonst?

  • Der Fingerprint Sensor ist im Redmi Note 10 Pro im Power-Knopf verbaut und funktioniert pfeilschnell. Im Galaxy S21 kommt ein Sensor unter dem Display zum Einsatz, dieser ist zwar eine deutliche Verbesserung gegenüber dem S20, kommt aber in Sachen Zuverlässigkeit und Speed nicht an das Xiaomi ran.
  • Beim Xiaomi feiert auch der 3,5 mm Kopfhörer Anschluss seine Rückkehr! Und auch sonst gibt es soundtechnisch keinen Grund zur Beschwerde, die eingebauten Stereo-Lautsprecher sind für Youtube etc. kein Problem.
  • Während das Galaxy S21 mit IP68 staub- und wasserfest ist, gibt es beim Redmi Note 10 Pro nur eine IP53-Zertifizierung, also einen Spritzwasser-Schutz. Auch dies ist sicherlich dem Preis geschuldet.
  • Auch 5G hat das Redmi nicht an Bord. Für mich derzeit aber noch nicht relevant, da mein (Diskont-)Mobilfunkanbieter noch kein 5G anbietet.
  • Der Prozessor wurde bisher nicht erwähnt. Warum? Weil der eingebaute „Mittelklasse“-Prozessor Snapdragon 732G vom Redmi für den Alltag vollkommen ausreicht. Apps öffnen schnell, es gibt keine spürbaren Verzögerungen, Benchmarks sind meiner Meinung nach irrelevant. Gelegentlich gibt es kleinere Ruckler, die aber im normalen Betrieb kaum stören.
  • Auch nicht selbstverständlich: Xiaomi liefert ab Werk eine bereits installierte Displayschutzfolie mit, sowie eine transparente Hülle für das Smartphone. Top!

Fazit

Ich wollte mit diesem Test, auch für mich selbst, herausfinden wieviel Smartphone man um 300 Euro bekommt. Die Antwort? Eine ganze Menge, solange man sich im Klaren ist, was man kauft. Ja, das Xiaomi Redmi Note 10 Pro ist ein wirklich großes Gerät. Die Kamera kann bei wenig Licht nicht gut mithalten. Wireless Charging fehlt, auch eine IP68-Zertifizierung. Aber das präsentierte Package ist insgesamt so gut, dass es schwierig wird in dieser Preisklasse etwas Besseres zu finden. Ein tolles Display und Akkulaufzeit, eine Software die trotz vorhandenen Schwächen vieles bietet, und eine sehr gute Kamera stellen zufrieden.

Das Redmi Note 10 Pro wird auch weiterhin meine Empfehlung in dieser Preisklasse bleiben – mehr Phone fürs Geld gibt es derzeit nicht.

Kommentar verfassen